Aufruf zur Solidarisierung mit den Menschen in den überfüllten Elendslagern auf den griechischen Inseln

#LeaveNoOneBehind: Jetzt die Corona-Katastrophe verhindern – auch an den Außengrenzen

#grenzentöten

21.03.20

Geflüchtete Kinder und Jugendliche von den griechischen Inseln evakuieren!

„In Zeiten von Corona…“

…ist Solidarität mit den Ärmsten und Schutzlosen besonders wichtig. In Deutschland werden Feiern bzw. sämtliche Zusammenkünfte mit mehr als 50 Menschen untersagt. In Moria sind gleichzeitig mehr als 20.000 Menschen unter widrigen hygienischen Bedingungen zusammengepfercht. Hierzulande gilt als oberstes Gebot: Hygienemaßnahmen einhalten – als Mindestmaß gründlich und oft die Händewaschen. Dort gibt es nicht mal genügend Wasser und Seife. Hier heißt es: Zu Hause bleiben. Dort gibt es für über 20.000 Menschen kein Zuhause. Hier gilt: 2 Meter Mindestabstand halten. Dort wird den Geflüchteten untersagt, die Enge des Lagers zu verlassen. „Das sind nicht einfach abstrakte Zahlen in einer Statistik, sondern das ist ein Vater oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder ein Partner. Es sind Menschen. Und wir sind eine Gemeinschaft, in der jeder Mensch und jedes Leben zählt. … Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.“ (Angela Merkel: Ansprache an die Nation vom 18.03.2020)

Die Nachrichten zu Corona überschlagen sich. Sämtliche dringenden Themen verschwinden dahinter und verlieren ihre Sichtbarkeit und damit verschwindet der Aufruf zum sofortigen Handeln. Wir wollen dem etwas entgegen setzen und laden die Stadtbevölkerung dazu ein, genau für diese Sichtbarkeit zu sorgen und die Politik zum sofortigen Handeln aufzufordern. Wir rufen dazu auf, nicht nur auf Balkonen gemeinsam zu musizieren, sondern vom 21.3.2020 an, dem internationalen Tag gegen Rassismus durch große Transparente aus Fenstern und Balkonen auf die Lage auf den griechischen Inseln und den europäischen Außengrenzen aufmerksam zu machen und Druck zum sofortigen Handeln auszuüben.

Hintergrund ist, Solidarität zu zeigen für diejenigen, die angesichts der weltweiten Corona-Pandemie von dieser Katastrophe besonders schwer betroffen sind. Das sind unter anderem Alte, Arme, Obdachlose, Immunschwache und auch geflüchtete Menschen an unseren Außengrenzen.

Im Moment harren mehr als 40.000 Menschen, unter anderem infolge des EU-Türkei-Deals, unter unwürdigen Bedingungen auf den griechischen Inseln aus. Als wohl bekanntestes Beispiel für inhumane Abschreckungspolitik der EU steht das komplett überfüllte Elendscamp Moria auf der Insel Lesbos. Ursprünglich war es für 2800 Schutzsuchende angelegt. Mittlerweile leben über 20.000 Menschen in der provisorischen Zelt-Stadt, darunter rund 6500 Kinder und Jugendliche, diese sind extremen Bedingungen, Unsicherheit, Gewalt und nun auch einer drohenden Epidemie ausgesetzt. Eine Freiwillige aus Potsdam hat im letzten Jahr fünf Wochen als Volunteer in zwei NGOs an der Süd- und Ostküste von Lesbos humanitäre Hilfe geleistet. Sie berichtet: „So viele Geflüchtete auch noch auf relativ engem Raum hatte ich vorher nicht zu Gesicht bekommen. Zu Beginn war ich von diesem Bild enorm irritiert und konnte meine Emotionen innerlich kaum steuern. Das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass wir in unserem sicheren Umfeld in Deutschland einfach wirklich keine Ahnung davon haben, was sich hier tagtäglich abspielt.“  

Die EU lässt die Menschen, die auf den griechischen Inseln ankommen schon seit Jahren im Stich. Während die Bundesregierung mit Sonderflügen nun aufgrund der pandemischen Bedrohung zehntausende Staatsbürger*innen aus aller Welt zurück nach Hause holt, hebelt sie gleichzeitig den Flüchtlingsschutz aus. Das ist Nationalismus. Während wir die Möglichkeit haben, uns zu schützen, haben die Menschen in den Elendslagern nicht einmal Zugang zu genügend Wasser und an einen 2-Meter-Abstand ist in Moria nicht zu denken. Wenn die EU und die Regierungen jetzt nicht handeln, wird die schon jetzt herrschende Katastrophe viele weitere Menschenleben kosten.

Potsdam-Konvoi fordert von der Bundesregierung die sofortige Evakuierung von Kindern und Jugendlichen von den griechischen Inseln. Zudem richtet sich der Appell an die Landesregierung, ein Landesaufnahmeprogramm zu initiieren und weiterhin geht es konkret um eine Umsetzung der angekündigten Aufnahme von minderjährigen Geflüchteten in Potsdam sowie das Vorhaben von OB Mike Schubert, die Bundesratsinitiative zur Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge voranzutreiben.      

Für weitere Freiwilligeneinsätze bitten wir dringend um Geldspenden. Die Organisationen vor Ort können leider für die Einsätze, Reise- und Unterkunftskosten nicht aufkommen.