und jetzt?

Ein Update und noch ein paar der wichtigsten Eindrücke, die uns noch lange lange im Kopf bleiben werden:

– DIE SCHULE –

Auch unser letzter Schultag findet nicht in dem Schulraum, sondern in einem anderen großen, sehr ungemütlichen Zelt statt. Es hatte geregnet. Eigentlich schon vor ein paar Tagen, doch der Boden ist immer noch überflutet und um das Dach der Schule reparieren zu können fehlten uns während unseres Aufenthaltes die Materialien und leider auch die Zeit. Im Zelt ist es viel unruhiger. Kinder laufen hindurch, lenken die Lernenden ab und machen Späße mit und über uns. In den letzten Wochen kamen immer weniger Schüler*innen zum Unterricht. Wir fragen uns immer noch, ob das an uns liegt, an der frühen Uhrzeit oder doch an dem Versprechen, „und jetzt?“ weiterlesen

große Augen, laute Münder, warme Füße

Beim Blogschreiben setzt sich Dina* ganz ruhig neben mich und in meinem Skizzenbuch entsteht: Eine Prinzessin
Beim Blogschreiben setzt sich Dina* ganz ruhig neben mich an den großen Metalltisch und in meinem Skizzenbuch entsteht: Eine Prinzessin

In den Gängen zwischen den Zeltwänden, zwischen Pfützen und stinkenden Dixi-Klos, hört und sieht man überall Kinder. Die meisten sind  – und tragen Klamotten, die dünner sind als sie sein sollten. Es wird gerauft, geschrien, Fangen gespielt und sich geärgert. Sie bringen so viel Freude und Energie in das Lagerleben. Wenn eine von uns durchs Camp läuft, dauert es meist nicht lang, bis sich eine kleine Hand in deine schiebt, du von unten groß und auffordernd angeschaut wirst, mit in die Höhe gestreckten Armen. Dass man eigentlich gerade arbeiten muss, wird nicht im geringsten beachtet.  „große Augen, laute Münder, warme Füße“ weiterlesen

geschlossene Grenzen und offene Fragen

Es ist Nacht, im Bus ist es kalt und schon vor einer guten Weile mussten alle Reisenden ihre Ausweise abgeben. Der Busfahrer winkt uns nach draußen und wir müssen als Deutsche zu einem anderen Schalter als die anderen. Insgesamt dreimal wurden unsere Ausweise gescheckt, der Bus ausgeräumt, durchgeschaut und wieder eingeräumt.

Für uns einfach eine nervige Prozedur, doch für Menschen auf der Flucht ein kaum überwindbares Hindernis auf dem Weg in den Norden von Europa. „geschlossene Grenzen und offene Fragen“ weiterlesen

Eine Geschichte von müden Füßen und Bildern aus Ölfarbe

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Die Frau aus A11 ist eine talentierte Künstlerin. Sie Zeigt uns Bilder aus Öl- und Wasserfarben und ihre Tochter erzählt. – © Zozan

Nada wurde eines Nachts  inmitten des Krieges geboren. Zozan gebar ihr Kind notgedrungen mit Hilfe einer Freundin zuhause, denn das Krankenhaus in Aleppo gab es längst nicht mehr. Genau wie die Schule, und unzählige Heimaten wurde es von Bomben zerstört. Bei Nadas Geburt konnte sein Vater nicht anwesend sein, denn dieser musste mit ein paar anderen Männern in eine andere Stadt fahren, um für die ganze Familie Brot zu besorgen. Im ganzen Ort gab es keines mehr.
Wenige Monate später zog die Familie weg aus Aleppo, zu den Großeltern in ein kurdisches Dorf, wo der Krieg ein Stückchen weniger zu spüren war. Ohne den Vater. Der machte sich auf nach Europa, um Sicherheit und Frieden zu suchen. „Eine Geschichte von müden Füßen und Bildern aus Ölfarbe“ weiterlesen

Warten, ewiges Hoffen und ein Besuch

Vor ein paar Tagen kam ein Mann zusammen mit seinem ältesten Sohn in das Lager in KALOCHORI. Aber nur zu Besuch, denn die beiden wohnen schon seit drei Jahren in Bochum. Der Rest der Familie lebt noch im Lager. Sie warten auf ihr zweites Interview mit Aussicht auf  Asyl in Deutschland. Wartezeiten bestimmen hier das Leben der Flüchtenden. Das ist etwas, was wir nun verstehen. In IDOMENI waren zwar die Umstände teilweise zwar noch notdürftiger, dafür war in den Köpfen der Menschen noch Hoffnung und der Glaube daran bald nach Europa, in Sicherheit zu gelangen. Mit jedem Monat des Wartens mehr wird die Hoffnung immer kleiner. Ungewissheit wandelt sich zu Frustration. „Warten, ewiges Hoffen und ein Besuch“ weiterlesen

… und das Frauenprojekt?

Die Situation am Anfang stellte sich als anders heraus,  als eigentlich gedacht. Hier gibt es einfach zu viele  Baustellen um überhaupt so schnell an neue denken zu können. Die erste Woche, voll gepackt mit Kennenlernen, Einfinden, Kleidung sortieren, Distribution, Bauplänen, Unterrichten etc. ging vorbei wie im Flug und wir dachten nur: Wo ist die ganze Zeit abgeblieben? Jetzt sind bereits drei volle Wochen verstrichen, und für die meisten von uns geht es bald wieder zurück nach Deutschland… Einige Fragen sich vielleicht, was aus dem Frauenprojekt geworden ist – Ein Vorhaben mit welchem wir uns eigentlich auf den Weg gemacht haben. „… und das Frauenprojekt?“ weiterlesen

Gemüse in Kisten, Kleidung in Müllsäcken

„Fast!“, sagt Diane, „You take the bags, throw them into the tents and leave. just leave. We’ll go home quickly afterwards, okay?“ Die blauen Müllsäcke stehen schon seit einer gefühlten Ewigkeit in dem vom MIlitär abgetrennten Bereich bereit. Diane überarbeitet noch einmal alle Listen und Zahlen der Zelte und deren Bewohner*innen. In der Zeit warten wir darauf Milch, Zucker, Gemüse und endlich auch die Klamotten zu verteilen, die wir im Warehouse sortiert, gezählt und zusammengepackt haben. Dieser Vorgang allein, „Gemüse in Kisten, Kleidung in Müllsäcken“ weiterlesen

Von brennenden Mülltonnen und staubigen Zelten

Direkt beim Ankommen merkt man schon: Das Lager ist viel größer als das in KALOCHORI, in dem wir uns inzwischen schon einen guten Überblick verschafft haben. Hier stehen die meisten Zelte draußen. Solche, die überdacht sind, stehen in einer Lagerhalle, die eher an eine Ruine erinnert als an ein standfestes Haus für knapp 100 Zelte. Die einst grünen Stoffbahnen der Zelte sind ausgeblichen von der Sonne, die auch heute Mittag gnadenlos auf unsere Köpfe brennt. Das Lager ist umzäunt von Stacheldraht und der Boden ist staubig, so wie alles hier zu sein scheint. Immerhin besser als Regenwetter, denn für die äußeren Zelte gibt es überhaupt keinen Regenschutz. Man kann sich vorstellen, wie unangenehm der Winter hier werden wird. Am Eingang: „Von brennenden Mülltonnen und staubigen Zelten“ weiterlesen

Papier, Stifte und Pfützen

Wahid, athnan, thlath… eins, zwei, drei und los gehts…. Ein paar Brocken Arabisch können wir in Gesprächen zwischen Flüchtenden und Helfenden aufschnappen, einige Vokabeln lernen wir aus Wörterbüchern, doch überwiegend geschieht Kommunikation hier durch Gesten, Tonfall und Lächeln. Die meisten Erwachsenen können nur wenig oder sehr brüchiges Englisch. Manche sprechen Kurdisch, die meisten Arabisch. Am Besten verständigen können sich hier allerdings die Kinder. „My Friend, give me this!!“dazu ein fordernder, frecher Blick und eine ausgestreckte kleine Hand.  Obwohl viele der Kinder seit über fünf Jahren keine Schule mehr besucht haben,

„Papier, Stifte und Pfützen“ weiterlesen

Schuhe, Stapel und Kartons

Es sind die letzten Tage im September und morgens ist es inzwischen manchmal so kalt, dass wir zum Frühstück mehrere Schichten Kleidung übereinander tragen müssen, um nicht zu frieren. Die meisten Menschen in den Lagern laufen immer noch in Sandalen und kurzen Hosen herum. Im Gegensatz zu uns leben sie praktisch im Freien und haben keine Türen und Fenster, die sie schließen können um Privatsphäre aber auch um einen warmen Raum zu schaffen. Der Wind und der Regen kommen durch die kaputten Tore und das beschädigte Dach auch in die Halle. Ohnehin sind deshalb und wegen der fehlenden medizinischen Versorgung schon viele krank. Diese Menschen brauchen wärmende Kleidung, sonst wird es in den kommenden Monaten kaum aushaltbar sein.

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