Zurück im „besten Hotel Europas“

Nach 3 Monaten sind wir wieder zurück in Athen. Unsere ersten Schritte gehen ins City Plaza Hotel, wo wir schon zuvor fünf Monate gelebt und unterstützt haben. Auf den ersten Blick scheint alles beim Alten zu sein. Die selben Bilder, viele bekannte Gesichter und ein buntes Durcheinander. Doch schon bei den ersten Gesprächen mit bekannten Menschen erfahre ich, dass es einige Veränderungen gibt.

Viele Menschen, die das Hotel mit eröffnet haben, sind illegal oder legal in andere europäische Länder gegangen um dort zu versuchen eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Danach, so sagen es die Meisten, wollen sie wieder zurück ins City Plaza. Ich selbst habe vor drei Monaten einen Jungen besucht, der es allein geschafft hat in den Norden Europas zu gehen. Er erzählt mir von seinem Weg, den er illegal und allein gehen musste und auch, dass er noch nie so viel gelacht hat, wie im City Plaza. Er ist fünfzehn und ich bin beeindruckt von seiner Art zu erzählen, was seine Tricks waren und was er erlebt hat. Auch er träumt von dem Tag wieder nach Athen zu können und in der „City-Plaza-Familie“ zu leben und zu helfen. Auch eine andere Mutter erzählt mir freudestrahlend, dass ihre älteste, 12-jährige Tochter nun allein in Deutschland ist. Nach einem längeren Gespräch erfahre ich, dass sie eigentlich mitwollte, aber die Mafia, der sie fast all ihr Geld gegeben haben, am Flughafen nur die Tochter mitgenommen hat. Trotzdem ist all die Hoffnung nun auf dem Mädchen die Eltern und drei jüngere Geschwister nachholen zu können. Doch auch der Junge, den ich besuchte erzählte mir, dass der Druck, die Familie nachzuholen gross ist, da der Prozess so lang dauert und ungewiss ist. Ich schlucke, denn ich weiss, dass sie aus Afghanistan kommen und dadurch ihre Chancen nicht gut sind. Direkt am ersten Tag in Athen spricht mich ein Mann auf deutsch an, er kann besser deutsch als englisch, der letzte Weihnachten noch in Frankfurt am Main gelebt hat seid mehreren Jahren und dann vor einigen Monaten nach Afghanistan abgeschoben wurde. Er ist jetzt schon wieder hier. Er versucht es nochmal. Das sind nur wenige der vielen Geschichten aus meinen ersten Tagen.

Die Zimmer im City Plaza sind trotzdem noch voll und auf der Warteliste stehen weiterhin über tausend Menschen, mit der Hoffnung auf eine bessere Unterkunft, denn sobald eine Familie auszieht gibt es eine nächste, die bereit ist ein Zimmer zu übernehmen. City Plaza bleibt weiterhin eine der besten Möglichkeiten in und um Athen, in menschenwürdigen Umständen zu leben.

https://www.facebook.com/sol2refugeesen/?fref=mentions&pnref=story (25.10.2017)

Es gibt Zimmer mit höchstens vier Betten und für jedes Zimmer ein Bad mit neuerdings warmem Wasser. Es gibt drei Malzeiten am Tag, die von allen selbst zubereitet werden. Es gibt regelmässige Hausversammlungen, in denen Fragen und Sorgen geklärt werden können. Die „international Solidarians“ und „Residents“  kreieren tolle Angebote für alle und das Hotel befindet sich im Stadtzentrum, was eines der wichtigsten Merkmale ist. Somit sind die Menschen, die hier leben nicht abgeschotten irgendwo, wo sonst niemensch sie sieht und es nichts zu tun gibt.

 

„Es ist so ruhig hier.“ höre ich, als ich vor der Rezeption stehe und tatsächlich, im Vergleich zu den Monaten, die wir schon hier verbrachten, ist es ruhig und entspannt. Dafür gibt es zwei Gründe: Es sind weniger Freiwillige da, als in der Sommer-/Ferienzeit  und , noch viel wichtiger, die Kinder gehen jetzt tagsüber fast alle in Schulen. „In zehn Minuten kommen sie wieder.“ seufzt einer der Menschen hinter der Rezeption, während er auf die Uhr schaut, die 14:00 anzeigt. Kurz darauf kommen die Kinder, die die Hälfte der Menschen sind, die hier leben, mit Rucksäcken und voller Energie wieder. Es gibt mehrere Schulen für sie, tagsüber und abends. Danach ist das Leben wieder um einiges lauter hier. Vor dem Haus fahren die Kinder mit Fahrrädern hin und her, die in den vergangenen Monaten gesammelt wurden und die Flure werden auf verschiedenste Art und Weisen bespielt. Die meisten der Kinder sind ziemlich froh und aufgeregt in die Schule gehen zu können, da es spannender ist und sie wissen, wie wichtig das sein kann.

Ich bin froh wieder hier zu sein. Von bekannten wurde ich freudig begrüsst und von neuen Menschen warm willkommen geheissen. Hier spielen Respekt und Würde die grösste Rolle im Umgang miteinander. Hier kann ich spüren, dass das Zusammenleben von über zwanzig Nationalitäten, oft ohne gemeinsame Sprache, möglich ist. Hier sehe ich was für eine Fiktion Ländergrenzen sind. Hier erfahre ich, dass die Medien zwar immer weniger darüber berichten, aber noch immer tausende von Menschen aus vielen Ländern in Griechenland feststecken, mit der Hoffnung ihre Familie wiederzusehen und eine Zukunft für sich und ihre Kinder aufzubauen.

https://sea-watch.org/en/open-the-islands/  (25.10.2017) Letztes Jahr starben zu viele Menschen im Winter auf Grund der unmenschlichen Unterbringung, in den Zeltlagern, auf den Inseln, von denen sie nicht erlaubt sind auf das Festland zu gehen.

Allein auf den Inseln sind es zur Zeit rund 15.000 Menschen und die Anzahl der ankommenden Boote ist diesen Monat wieder auf einer Rekordhöhe mit zwei bis vier Booten täglich, was doppelt so viel ist, wie im August.

 

Jetzt wird das Projekt City Plaza eineinhalb Jahre alt und hat sich bisher nur aus privaten spenden finanziert, ohne Unterstützung vom Staat oder Non-Government-Organisations (NGO’s). Es ist für das Hotel wichtig weiterhin komplett unabhängig zu bleiben, um so bestehen bleiben zu können.

 

Doch das Geld wird immer knapper, desswegen hier der Link zu der Spendenkampgne und die Bitte dies an Freunde und Bekannte weiterzugeben: https://best-hotel-in-europe.eu/