„Fast!“, sagt Diane, „You take the bags, throw them into the tents and leave. just leave. We’ll go home quickly afterwards, okay?“ Die blauen Müllsäcke stehen schon seit einer gefühlten Ewigkeit in dem vom MIlitär abgetrennten Bereich bereit. Diane überarbeitet noch einmal alle Listen und Zahlen der Zelte und deren Bewohner*innen. In der Zeit warten wir darauf Milch, Zucker, Gemüse und endlich auch die Klamotten zu verteilen, die wir im Warehouse sortiert, gezählt und zusammengepackt haben. Dieser Vorgang allein, hat viel länger gedauert als am Anfang erwartet. Aus Tagen wurden sogar Wochen, weil Kleider von Warehouse zu Warehouse geschafft wurden, Listen ein zusätzliches Mal abgecheckt wurden und wir auf manche Stücke noch warten mussten.
Schon das Sortieren an sich ging auch nur grauenhaft langsam und wurde für uns mehr und mehr zu einem stupiden Vorgang. Irgendwann geht es nur noch um Zahlen und Größen auf einem Blatt Papier. Dass die Namen und Geschlechter auf den Listen zu Menschen gehören, wird weniger wichtig und darauf, dass jeder Mensch ein Recht darauf haben sollte sich seine Kleidung und Farben selbst aussuchen zu dürfen, kann gar kein Wert mehr gelegt werden. Es sind zu wenig Teile um eine fairere Verteilung möglich zu machen. Deshalb packen wir Tüten für jedes Zelt mit der gleichen Anzahl an T-shirts, Unterhemden und Socken pro Person… Unterwäsche gibt es nur in einer Größe – 15 jährige Mädchen und Frauen mit Kleidergröße XXL bekommen die selben Schlüpfer in ihre Tüten. Hosen gibt es keine, Schuhe auch nicht. Dafür sind am Ende doch zu wenig Spenden gekommen, damit alle ein Teil davon bekommen. Als beim Packen die Stapel immer kleiner werden, sind auch die anfänglichen Versuche nur die schönsen Kleidungsstücke rauszusuchen nichts mehr wert. Doch die Unmenschlichkeit dieser Arbeit muss aus den Köpfen verdrängt werden, denn sonst bekommen die Leute gar keine Kleidung.
Beim Austeilen machen wir es wie Diane es uns gesagt hatte, um den Blicken auszuweichen und möglichen Beschwerden, die wir mit nichts anderem als einem Schulterzucken beantworten können. Ein paar Frauen kommen danach noch zu uns und drücken uns die vollen Tüten in die Hand. „Es passt nicht“, sagen sie. Die Stimmung bei uns ist unruhig. Ich glaube alle fühlen sich ein bisschen schuldig, oder zumindest betreten, für etwas was wir nicht ändern können.
Wenigstens für die Pullover wurde ein anderer Weg gefunden. Die IHA hat einen großen Transporter organisiert, wir und andere Helfende haben Pullis größengeordnet auf Kleiderbügel gehangen und in den Laster gehängt. So konnte jede*r einzeln hineingehen und sich zwei Teile aussuchen. Eine sehr langsame Prozedur, bei knapp 500 Menschen allein in KALOCHORI, dafür aber umso humaner.
Mit den Kleidern haben wir eine große Aufgabe bewältigt. Zwar nicht vollends zufriedenstellend, aber unglaublich wichtig. Wir freuen uns darauf unsere verbleibende Zeit und Energie wieder in andere Projekte zu stecken.