… und das Frauenprojekt?

Die Situation am Anfang stellte sich als anders heraus,  als eigentlich gedacht. Hier gibt es einfach zu viele  Baustellen um überhaupt so schnell an neue denken zu können. Die erste Woche, voll gepackt mit Kennenlernen, Einfinden, Kleidung sortieren, Distribution, Bauplänen, Unterrichten etc. ging vorbei wie im Flug und wir dachten nur: Wo ist die ganze Zeit abgeblieben? Jetzt sind bereits drei volle Wochen verstrichen, und für die meisten von uns geht es bald wieder zurück nach Deutschland… Einige Fragen sich vielleicht, was aus dem Frauenprojekt geworden ist – Ein Vorhaben mit welchem wir uns eigentlich auf den Weg gemacht haben.

Gerade sind wir gedanklich so weit frei, dass wir all unsere Energie in unsere ursprüngliche Idee stecken wollen. Ein Zelt bekommen wir zwar gestellt, doch dessen Aufbau ist mal wieder komplizierter als erwartet. Trotzdem laden wir schon alle Frauen zu einer allgemeinen Besprechung ein. Um Ideen zu sammeln und zu planen, wie ihr Schutzraum einmal aussehen und sich anfühlen soll.

Wir gehen mit einer übersetzerin von Zelt zu Zelt um alle Frauen zum Plenum einzuladen.
Wir gehen mit einer übersetzerin von Zelt zu Zelt um alle Frauen zum Plenum einzuladen.

Als ein paar schließlich eintrudeln, ist es nur eine recht kleine Runde, trotzdem stellen wir unser Projekt vor. Ein 14 jähriges Mädchen übersetzt für uns. Als wir die Frauen nach eigenen Ideen und Wünschen fragen, stoßen wir allerdings auf Ablehnung und plötzlich kippt die Stimmung. Alle rufen durcheinander und wir können nur hilflos zu Fatima schauen, die gar nicht mehr hinterher kommt alles für uns zu übersetzen. Sie hätten keine Zeit und keinen Platz im Kopf für Make-up oder Gesprächsrunden, sagen sie. Erst jetzt erkennen wir wirklich was für diese Frauen einzig wichtig ist: das Wohl ihrer Kinder. Denn hungrige Bäuche müssen gefüllt und Jäckchen gestrickt werden. Manche sind jetz schon krank. Stattdessen zeigen sie auf ihre durchgelatschten Plastikschlappen. Geld brauchen sie und das einzige was sie wollen, ist es so schnell wie möglich aus diesen Zelten zu kommen. “You come here and want to make something, but you don’t know how it feels to live in here for months!”  Auf einmal schlägt uns der ganze Frust entgegen. Es schaudert mich. Natürlich hat sie recht.

Anders als die erwachsenen Frauen sind die Jugendlichen begeistert von unserer Idee. Sie wollen ein Zelt nur für sich. Schnell bildet sich ein neuer Kreis an Menschen um uns und zusammen mit den 14-18 jährigen Mädels können wir einfacher über ihre Ideen reden: Make-up, nagel-design, hairstyling, yoga, spielen,  quatschen, und so weiter.. Es sprudelt nur so aus ihnen hinaus. Einrichten wollen sie ihr Zelt in schwarz und Pink. Wir schmunzeln, sind aber froh, dass unser Plan so gut angenommen wird.

Also ziehen wir los – Zu fünft in einen der größten Discounter in Thessaloniki um Dekozeug und große Mengen an Kosmetik für unser Projekt zu besorgen.

Nach dem Großeinkauf für die Einrichtung des Zeltes bringen wir die vollen Tüten ins Camp
Nach dem Großeinkauf für die Einrichtung des Zeltes bringen wir die vollen Tüten ins Camp

Am Ende steht nur noch der Standort des Schutzraumes zur Diskussion.. die Mädchen wollen am liebsten in der Nähe zum Militär bleiben, aus Angst vor den Männern. Außerdem wollen sie das Zelt auf keinen Fall teilen. Ganz klar ziehen sie die Grenze, wer hereinkommen soll und wer nicht. Wahrscheinlich müssen wir hier verschiedene Zeiten vereinbaren. Eine für die 11-13 jährigen und dann natürlich die 14-18 jährigen. Noch hoffen wir, dass, wenn das Zelt erst einmal „lebt“ vielleicht auch ein paar Frauen ein kleines Stück Ruhe dort finden können.